Unternehmen unterschätzen Herausforderungen der SAP S/4HANA-Transformation

  • Mehrheit kämpft mit Ressourcenengpässen, Zielkonflikten und Qualitätsabstrichen
  • Viele Projekte verlieren im Verlauf an strategischer Klarheit und Stakeholder-Unterstützung
  • Kontinuierliche Optimierung während und nach der Umstellung entscheidend

 

 

Trotz des nahenden Endes des Supports für SAP R/3 im Jahr 2030 läuft die Transformation auf SAP S/4HANA in vielen Unternehmen schleppend – und oft weniger effektiv als erhofft. Wie eine aktuelle Horváth-Studie zeigt, hätten im Rückblick 46 Prozent der Unternehmen mehr Zeit für das Projekt eingeplant, 41 Prozent ein höheres Budget veranschlagt und 30 Prozent den Projektumfang klarer begrenzt. Hinzu kommt: 73 Prozent der befragten Führungskräfte sind der Meinung, dass Budget und Kapazitäten für die Transformation generell zu knapp bemessen sind.

Ein weiterer Befund: Zu viele Unternehmen überfrachten die S/4HANA-Transformation mit parallelen Initiativen – etwa der Ablösung von Drittsystemen, der Neuausrichtung des Steuerungsmodells oder der Einführung digitaler Tools und KI-Lösungen. Die Folge: Zielkonflikte, Komplexität und mangelnde Fokussierung.

„Viele Transformationsprojekte verlieren auf halber Strecke an Klarheit und Konsequenz“, sagt Stefan Maus, Partner bei Horváth. „Nur wer die strategischen Ziele regelmäßig überprüft, Governance-Strukturen konsequent lebt und kontinuierlich optimiert – auch nach dem Go-live – wird langfristig profitieren.“

Strategieverlust im Projektverlauf – und unrealistische Erwartungen

Rund 73 Prozent der Befragten stellen fest, dass die im Vorfeld erwarteten Mehrwerte deutlich über den tatsächlich realisierten Effekten liegen. Gleichzeitig nimmt das Engagement zentraler Stakeholder im Verlauf des Projekts spürbar ab (68 Prozent Zustimmung). Ebenfalls 68 Prozent der Befragten berichten zudem, dass zur Einhaltung des Zeitplans am Projektumfang oder der Qualität gespart wird.

Zentrale Zielsetzungen wie die Optimierung von Geschäftsprozessen (36 Prozent), der Aufbau digitaler Grundlagen für KI oder die Standardisierung von Abläufen (jeweils 31 Prozent) verlieren dadurch an Gewicht – oder geraten ganz aus dem Blickfeld. „Die Priorisierung von Maßnahmen – etwa nach 'Must-haves' und 'Nice-to-haves' – wird oft vernachlässigt“, so Maus. Auch Top-Management und Fachbereiche schalten sich häufig zu spät aktiv ein oder sind nicht ausreichend eingebunden. „Eine klare strategische Ausrichtung, eine stabile Governance-Struktur und kontinuierliche Erfolgsmessungen sind die Schlüssel für ein erfolgreiches Projekt“, sagt Maus. „Unternehmen sollten regelmäßig überprüfen, ob ihre Ziele noch klar fokussiert sind und transparent gesteuert werden.“

Nachhaltiger Erfolg braucht Nachjustierung – auch nach dem Go-live

Fast alle Unternehmen (98 Prozent) holen sich externe Unterstützung bei der Umstellung auf SAP S/4HANA. IT-Consultants sind dabei mit 61 Prozent der wichtigste Support, gefolgt von Strategie- und Prozessberatung (46 Prozent). Change-Beratung wird bisher nur von 21 Prozent genutzt, obwohl deren frühzeitige Einbindung entscheidend für die Akzeptanz und den Erfolg der Transformation sein kann.

Und auch nach der erfolgreichen Implementierung ist die Arbeit nicht getan. Unternehmen sollten kontinuierlich prüfen, wo weiterer Optimierungsbedarf besteht. Standardlösungen gibt es dabei nicht – entscheidend ist eine strategisch verankerte Optimierungsagenda. „Wer langfristig profitieren möchte, sollte nach der Umstellung die Optimierungswelle aktiv surfen und strategisch am Ball bleiben“, sagt Stefan Maus.

 

Über die Studie

Für die Horváth-Studie “Business Transformation Unlocked – Maximizing the Benefits of SAP S/4HANA” wurden 200 Unternehmen befragt, die SAP nutzen und mindestens 200 Millionen Euro Jahresumsatz aufweisen sowie mindestens 200 Mitarbeitende beschäftigen. Die Stichprobe deckt die DACH-Region sowie ausgewählte Länder aus Nord- und Osteuropa und die USA ab. Die Befragungen wurden im Januar 2025 durchgeführt.

 

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