Das InsurTech Getsafe bietet eine eigene digitale Versicherungsplattform mit flexiblen und anpassungsfähigen Produkten. In Kooperation mit dem Rückversicherer Munich Re bietet das Unternehmen Versicherungsprodukte wie Haftpflicht, Zahnschutz, Rechtsschutz oder sogar Dronenhaftpflicht an, die vollständig über eine Smartphone-App verwaltet und angepasst werden können.
Im Interview mit Horváth erzählt Co-Gründer und Geschäftsführer Christian Wiens, was ihn zur Gründung von Getsafe bewogen hat, wie sich das Geschäftsmodell von Getsafe weiterentwickelt und wieso digitale Versicherungsangebote hervorragend in eine digitale Bancassurance-Lösung passen.
HERR WIENS, GETSAFE WAR EINES DER ERSTEN INSURTECHS AM MARKT. WAS HAT SIE ZUR GRÜNDUNG MOTIVIERT UND WIE HAT SICH IHR GESCHÄFTSMODELL SEITDEM WEITERENTWICKELT?
WIENS / Meine Eltern sind Unternehmer und haben einen Versicherungsschrank mit privaten und beruflichen Versicherungen, der circa 30 Ordner umfasst. Dies hat zu Frustration und Bürokratie geführt. So kamen mein Mitgründer Marius Blaesing und ich auf die Idee, eine Digitallösung zu entwerfen, die komplett ohne Papierwust auskommt. 2015 sind wir mit dem digitalen Versicherungsmakler live gegangen. Heute haben wir das Geschäftsmodell in Kooperation mit der Munich Re auf eigene Versicherungsprodukte umgestellt. Wir sehen im Maklergeschäft keine einheitlichen API-Schnittstellen und Datenstandards, die eine zufriedenstellende Kundenerfahrung gewährleisten können. Mit dem Modell als digitaler Versicherer bieten wir eine hervorragende Kundenzufriedenheit, weil wir die gesamte Customer Experience End-to-End selbst in der Hand halten.
MIT DER MUNICH RE HABEN SIE EINEN STARKEN PARTNER AN IHRER SEITE. WIE PASSEN DIE KULTUR EINES GROSSEN KONZERNS UND DIE EINES AGILEN INSURTECHS ZUSAMMEN?
WIENS / Wir haben sicherlich etwas Zeit gebraucht, uns in der neuen Partnerschaft zurecht zu finden. Natürlich ticken Rückversicherer anders. Rückversicherung ist ein stabiles, wenn nicht sogar rückläufiges Geschäft, da Erstversicherer zunehmend weniger auf Rückversicherer angewiesen sind. Dementsprechend gab es auf Seiten der Munich Re eine hohe Bereitschaft mit einem digitalen Player wie uns eine neue Plattform aufzubauen. Durch die Verbindlichkeit der Vorstandsebene schaffen wir die Basis für unsere gute Zusammenarbeit. Gleichzeitig können wir unabhängig der eigentlichen Konzerndynamik weiterhin autonom handeln.
LASSEN SIE UNS NOCH EINEN BLICK ZURÜCKWERFEN: GETSAFE WAR BEREITS FRÜH IM BANCASSURANCE-UMFELD TÄTIG UND HAT MIT DER 1822DIREKT KOOPERIERT. KÖNNEN SIE UNS MEHR ZU DEN BEWEGGRÜNDEN DIESER PARTNERSCHAFT ERZÄHLEN?
WIENS / Wir waren einer der ersten Marktteilnehmer der digitalen Bancassurance und hatten damals eine große Auswahl an potenziellen Partnern. Wir haben uns für eine Zusammenarbeit mit der 1822direkt entschieden, weil wir auf Anhieb einen sehr guten persönlichen, kulturellen aber auch strategischen „Fit“ hatten. Im Bereich der Bancassurance bieten moderne „Challenger-Banken“ und Digitalversicherungen eine spannende Kombination, da sie die aktuelle Lücke am Markt über Digitalprodukte mit einem wirklich guten Kundenerlebnis schließen können.
WAS IST AUS IHRER SICHT DER WESENTLICHE TREIBER FÜR DAS AKTUELLE REVIVAL VON BANCASSURANCE UND WIE BEWERTEN SIE DIE WEITERENTWICKLUNG DES KONZEPTES?
WIENS / Open Banking, auch bekannt als API-Banking, ist sicherlich die bahnbrechende Entwicklung im Bereich der Bancassurance. Hierdurch kann das Thema Versicherung in einem ganz neuen Kontext im Bankenvertrieb platziert und mit Transaktionsdaten unterlegt werden. Ich glaube allerdings nicht daran, dass Banken eigene Versicherungsprodukte entwerfen und in ihre Abschlussstrecken integrieren werden, denn dazu sind Versicherungsprodukte zu spezifisch. Die erfolgreiche Bancassurance-Lösung der Zukunft wird in einer gemeinschaftlichen Partnerschaft von Versicherung und Bank entstehen. Hier setze ich vor allem auf die Kooperation zwischen innovativen und digitalen Partnern, die ähnliche Denkstrukturen haben und bei denen Produkte und Kundenansprache einen hohen Deckungsgrad aufweisen.
WELCHE ROLLE MÖCHTE GETSAFE IM BEREICH DER BANCASSURANCE SPIELEN UND WIE GEHEN SIE BEI DER POTENZIELLEN PARTNERSUCHE VOR?
WIENS / Heute fokussieren wir uns auf unser Geschäftsmodell als eigener digitaler Versicherer und haben das Maklergeschäft abgegeben. Bancassurance ist auch weiterhin ein spannendes Thema für uns. Entscheidend für eine mögliche Kooperation ist, dass wir unsere Versicherungsprodukte in einem für den Kunden alltagsrelevanten Kontext platzieren können und dass der Kooperationspartner über die entsprechenden API-Schnittstellen verfügt.
WIE SIEHT DIE ZUKÜNFTIGE WACHSTUMSSTRATEGIE VON GETSAFE AUS?
WIENS / Wir konzentrieren uns in Zukunft auf drei Wachstums-Kanäle. Unser erster Kanal ist organisches Wachstum, basierend auf der Weiterempfehlung unserer Produkte. Dieser Kanal ist für uns am wichtigsten und macht bereits 25 Prozent unseres Marketingmix aus. Partnerschaften sehen wir als unseren zweiten Kanal. Gemeinsam mit drohne.de bieten wir jetzt beispielsweise eine Drohnenversicherung mit Deutschlands bestem Preis-Leistungs-Verhältnis an. Zukünftig wollen wir mit noch mehr Partnern kooperieren und strategisch sinnvolle Verbindungen bilden. Über den dritten Kanal der Vergleichsportale bieten wir unsere digitalen Versicherungsprodukte ebenfalls an.
Auch bei unseren Versicherungsprodukten diversifizieren wir uns weiter und stellen uns ganzheitlicher auf. Unser durchschnittlicher Getsafe-Kunde ist unter 30 Jahre alt und hat Bedarf für viele weitere Produkte. Zudem wollen wir weiter erfolgreich in andere Länder expandieren, wie wir es zurzeit in Großbritannien tun. Alles orientiert sich an unserer Vision, Getsafe als Alltagspartner des Kunden zu etablieren.
HERR WIENS, VIELEN DANK FÜR DAS GESPRÄCH. WIR WÜNSCHEN GETSAFE WEITERHIN VIEL ERFOLG!
In unserer Interviewserie mit jungen, innovativen Unternehmen widmen wir uns dem Thema „Digitale Bancassurance“. Einen Überblick unserer Interviews sowie weitere Informationen zu unserer Sicht auf Bancassurance finden Sie hier.
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Martin Müller