Horváth-Studie - Nachhaltigkeit: Industrieunternehmen peilen Net Zero bis 2033 an

  • CO2-Kompensation bislang noch Topmaßnahme
  • 2023 soll im Zeichen der Emissionsreduktion stehen
  • Deutliche CO2-Einsparungen konnten erst acht Prozent realisieren

Europa will erster klimaneutraler Kontinent werden, und Industrieunternehmen preschen vor: Im Schnitt bis 2033 wollen Hersteller ihre Emissionen auf Null reduzieren oder ausgleichen, 18 Prozent sogar bis 2025, weitere 41 Prozent spätestens 2030. Nur sechs Prozent der produzierenden Unternehmen planen das Erreichen der Net-Zero-Bilanz nach 2045. Das sind Ergebnisse einer aktuellen Horváth-Befragung von mehr als 100 Topführungskräften aus großen europäischen Industrieunternehmen mit mindestens 100 Millionen Euro Jahresumsatz, darunter 50 Unternehmen aus Deutschland.

„Die Pläne des produzierenden Gewerbes sind ambitioniert, wenn man berücksichtigt, dass bislang erst acht Prozent in ihrer Nachhaltigkeitstransformation so weit vorangeschritten sind, dass sie deutlich Emissionen reduzieren konnten, wie unsere Analyse zeigt“, sagt Ralf Sauter, Partner und Industrieexperte bei Horváth. Die Energiekrise hat die Unternehmen in ihren Vorhaben stark ausgebremst. Dadurch erklärt sich auch, warum an erster Stelle der Maßnahmen zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele in der energieintensiven Industrie die CO2-Kompensation steht (44 Prozent Gesamtnennung). Mit jeweils 42 Prozent folgen „Energieeinsparung / Steigerung der Energieeffizienz“ sowie „Nutzung ökologischer Energieträger“. Maßnahmen wie die „Dekarbonisierung der Lieferkette“ sowie die „Entwicklung einer Kreislaufwirtschaft“ werden nur von etwa einem Drittel genannt. Noch weniger setzen auf eine Erneuerung ihres Anlagebestands (24 Prozent).

„Die vergangenen Monate wurden überlagert von der Energiekrise. Die Unternehmen waren mit anderen Themen wie die Absicherung der Energieversorgung oder die Neuausrichtung der Lieferketten beschäftigt“, so Horváth-Experte Sauter.

Handlungsdruck bei Emissionsreduzierung steigt

Für 2023 steht aber auch die Reduktion der eigenen Emissionen oben auf der Managementagenda. In der Industrie ist mit 50-prozentiger Nennung das wichtigste Handlungsfeld der Führungskräfte mit Blick auf die kommenden Monate, gefolgt von Recycling beziehungsweise Wiederverwertung.

„Um die gesetzten Ziele zu erreichen, sind höhere Investitionen unerlässlich. Die produzierenden Unternehmen gehen davon aus, maximal 30 Prozent dieser Extrakosten an ihre Kunden weitergeben zu können – das ,Kostengap‘ muss also durch eine günstigere Supply Chain oder einen effizienteren Betrieb ausgeglichen werden“, so Horváth-Partner Ralf Sauter.

Vom Wandel zu einer nachhaltigen Wirtschaft versprechen sich die Industrieunternehmen langfristigen Nutzen. 56 Prozent der Hersteller wollen gleichzeitig die Energieeffizienz verbessern, fast die Hälfte (46 Prozent) erhofft sich von ihren Nachhaltigkeitsaktivitäten wichtige Impulse für Innovationen und neue Technologien. 39 Prozent wollen dem Klimawandel entgegenwirken, um die Existenzgrundlage ihres Wirtschaftens zu sichern, also insbesondere die Rohstoffverfügbarkeit. Ein Drittel sieht positive Effekte auf die Wertschöpfungskette.

Über die Studie

Für die Horváth-Studie „Dekarbonisierung und Nachhaltigkeit in der Industrie 2023“ wurden über 100 Managerinnen und Manager aus europäischen Industrieunternehmen mit mindestens 100 Millionen Euro Jahresumsatz befragt.

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