Bundesregierung will Zusatzbeitrag stabilisieren – Vertrauen der Bürger in Gesundheitspolitik ist gering

  • 71 Prozent rechnen mit höheren Zusatzbeiträgen 
  • 61 Prozent der Versicherten befürworten eine Bürgerversicherung 
  • Bereitschaft zum Krankenkassenwechsel ist weiter gesunken, jedoch weiterhin auf hohem Niveau

Mit einem Sparpaket von rund zwei Milliarden Euro will Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) die Finanzierung der gesetzlichen Krankenkassen stabilisieren. Die Maßnahmen sollen den vom Schätzerkreis ermittelten durchschnittlichen Zusatzbeitrag von derzeit 2,5 Prozent im kommenden Jahr auf 2,9 Prozent begrenzen. Doch nur 19 Prozent der Deutschen trauen der Politik grundsätzlich zu, Lösungen für die aktuellen Probleme im Gesundheitswesen zu finden. Um insbesondere die Beiträge konstant zu halten, befürworten 61 Prozent der Befragten die Fusion der gesetzlichen und der privaten Krankenversicherung sowie der Beihilfe zu einer sogenannten Bürgerversicherung. Das sind Ergebnisse der Studie „GKV-Wechselmonitor 2025“ im Auftrag von Horváth.  

Trotz der angekündigten/absehbaren Beitragssteigerungen (im kommenden Jahr) ist die Bereitschaft zum Krankenkassenwechsel bei gesetzlich Versicherten gesunken. Aktuell denken nur noch 37 Prozent über einen Wechsel nach, vor einem Jahr waren es noch 43 Prozent. Mit 54 Prozent ist die Wechselbereitschaft von Familien derzeit am höchsten.  

Hälfte der Versicherten hat noch nie die Krankenkasse gewechselt

Tatsächlich wechselt allerdings nur ein kleiner Teil die Krankenkasse. In den vergangenen zwölf Monaten waren es zehn Prozent. Jeder zweite Versicherte hat dies hingegen noch nie getan. Die Zufriedenheit mit der eigenen Kasse hat 62 Prozent bisher davon abgehalten. Als weiteren Grund für Treue geben 24 Prozent an, keine attraktive Alternative gefunden zu haben. 22 Prozent halten den Prozess außerdem für zu kompliziert.  

„Angesichts der angespannten wirtschaftlichen Lage achten die Deutschen derzeit zwar stärker auf ihre Ausgaben, doch die Krankenkassenbeiträge stehen dabei selten im Fokus“, sagt Simon Arne Manner, Partner bei Horváth. „Erhöhungen fallen oft nicht groß auf, zumal die Arbeitgeber einen Teil davon abführen. Viele Versicherte wissen auch gar nicht, wie einfach ein Kassenwechsel ist. All das führt dazu, dass Wechselabsichten oft verpuffen.“ 

Kassenwechsel vor allem aus Sparmotivation 

Dennoch bleibt die Aussicht auf geringere Beiträge für 68 Prozent der Befragten die Hauptmotivation für den Wechsel. Wer in den vergangenen zwölf Monaten tatsächlich die Kasse wechselte, tat dies in jedem zweiten Fall (52 Prozent) aus finanziellen Gründen. „Ein breiter Mitgliederschwund ist zwar nicht zu erwarten, dennoch sollten sich die Krankenkassen proaktiv um die Loyalität ihrer Versicherten kümmern“, sagt Manner. „Besonders kritisch kann es für Häuser werden, die Zusatzbeiträge einsetzen, um ihre Verwaltungskosten zu decken.“ 

„Es wird eine Herausforderung für die Krankenkassen sein, die Ausgaben kurzfristig in die von der Regierung vorgegebenen Größenordnungen zu bewegen“, sagt Manner. „Gleichzeitig besteht das Risiko, dass mit einem Fokus auf die Dämpfung der Sachkostenentwicklung Investitionen in die Digitalisierung nicht wie geplant stattfinden können.“ 

Deutliche Mehrheit erwartet höhere Zusatzbeiträge 

Trotz der Bemühungen der Bundesregierung um einen stabilen Zusatzbeitrag, rechnen 71 Prozent der Befragten mit höheren Beiträgen. Ein Kipppunkt ist bei einer Preisanpassung von 17,50 Euro pro Monat erreicht. Ab diesem Betrag würden mehr Versicherte einen Wechsel anstreben, als den höheren Beitrag zu akzeptieren.  

Über die Studie 

Für die Studie „GKV-Wechselmonitor 2025“ hat das Marktforschungsinstitut YouGov im Juni 2025 im Auftrag von Horváth 1.406 gesetzlich Versicherte mit Wohnsitz in Deutschland online befragt. Die Ergebnisse sind repräsentativ für Geschlecht, Alter und Region.  

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