Artikel : Führungskräfte für die Restrukturierung befähigen

Führungskräfte müssen Unsicherheit managen, schwierige Entscheidungen umsetzen, Teams durch emotionale Phasen begleiten und nach dem Umbruch wieder Orientierung schaffen. Lesen Sie im Artikel, warum die Befähigung von Führungskräften der zentrale Erfolgsfaktor jeder Restrukturierung ist und wie sie in den drei kritischen Phasen – Diagnose, Realisierung und Neustart – gezielt unterstützt werden können.

Restrukturierungen gehören zu den anspruchsvollsten Herausforderungen eines Unternehmens. Sie sind meist mit Kostensenkungen und Personalabbau verbunden – Maßnahmen, die nicht nur wirtschaftliche, sondern vor allem menschliche Auswirkungen haben. In solchen Situationen kommt Führungskräften eine Schlüsselrolle zu: Sie müssen Entscheidungen umsetzen, Teams durch Unsicherheiten führen und zugleich Orientierung und Perspektiven aufzeigen, auch wenn sie zugleich persönlich betroffen sind. Um diese Aufgabe erfolgreich zu bewältigen, benötigen sie gezielte Unterstützung in allen Phasen der Restrukturierung. 

1. Diagnose- und Vorbereitungsphase: Klarheit in der Unsicherheit schaffen

Zunächst werden Effizienz- und Personalmaßnahmen abgewogen, Zahlen diskutiert und erste Entscheidungen getroffen. Vieles darf noch nicht kommuniziert werden. Für die Mitarbeitenden entsteht ein Schwebezustand, geprägt von Gerüchten, Unsicherheit und wachsender Anspannung. Fragen wie: „Bin ich nächstes Jahr noch hier?“, zeigen, wie sehr die Ungewissheit Motivation und Vertrauen beeinträchtigt. Führungskräfte müssen in dieser Zeit Haltung zeigen: authentisch bleiben, Ruhe ausstrahlen und Unsicherheit aushalten. Es gilt, die Notwendigkeit der Restrukturierung den Mitarbeitenden zu vermitteln, die weiteren Prozessschritte zu erläutern und konkrete Ideen zur Kostensenkung mit dem Team zu entwickeln. Eine wichtige Führungsaufgabe ist in dieser Phase zudem die Talentbindung. Dazu müssen Schlüsselpersonen identifiziert und gezielt durch Perspektivgespräche und Mitarbeiterbindungspakete an die Organisation gebunden werden, um so Stabilität und Leistungsfähigkeit zu sichern.

2. Realisierung: Empathie mit Konsequenz verbinden

Nun wird der Umbruch konkret: Die alte Zeit endet, eine neue Organisationsrealität entsteht. Für die Beschäftigten ist das oft emotional, widersprüchlich und belastend. Führungskräfte müssen empathisch begleiten, Raum für Emotionen schaffen und zudem die operative Neuaufstellung gestalten. Sie agieren gleichzeitig als empathische Ansprechpartner, kommunikative Vermittler und organisatorische Treiber. Dabei sitzen Führungskräfte oftmals zwischen den Stühlen und müssen vielen Erwartungen gerecht werden. Die Geschäftsleitung möchte, dass die Entscheidungen des Topmanagements durchgesetzt werden. In Absprache mit HR und Betriebsrat sind Reorganisations- und Trennungsprozesse von den Führungskräften professionell und transparent zu gestalten. Mitarbeitende erwarten hingegen Unterstützung und emotionale Begleitung.  

Besonders anspruchsvoll sind Trennungsgespräche und Übergaben. Es gilt hierbei, Wertschätzung zu zeigen und den Prozess respektvoll sowie klar zu steuern. Auch für die Führungskraft selbst ist dies eine emotionale Belastungsprobe. Kollegialer Austausch, Coaching und professionelle Unterstützung helfen, handlungsfähig und resilient zu bleiben. 

3. Neustart: Aufbruch initiieren und motivieren

Nach Abschluss der Reorganisation und etwaigen Trennungen beginnt der eigentliche Neuanfang. Die verbleibenden Mitarbeitenden erleben oft gemischte Emotionen: Erleichterung, Schuldgefühle, aber auch Sorge um die Zukunft. Jetzt kommt es darauf an, Vertrauen und Motivation wieder aufzubauen. Führungskräfte schaffen Stabilität, indem sie klare Zielbilder kommunizieren, Sinn vermitteln und den Teamzusammenhalt fördern. Dazu benötigt es transparente Kommunikation und gezielten Dialog, um neue Abläufe zu klären, Prioritäten zu setzen und bewusst zu entscheiden, was künftig auch weggelassen werden kann. Durch mehr physische Nähe, offene Gespräche und das Einbinden von Mitarbeitenden mit guten Ideen entsteht Vertrauen. Die Vergangenheit darf dabei nicht ausgeblendet werden. Vielmehr braucht es gezielte Formate, um Einschnitte zu besprechen und den Blick nach vorn richten zu können. 

Fazit

Restrukturierungen fordern Führungskräfte auf allen Ebenen – emotional, kommunikativ und organisatorisch. Wer sie gezielt befähigt, diese Verantwortung erfolgreich zu meistern, legt den Grundstein für einen erfolgreichen Wandel. Denn der Erfolg einer Restrukturierung hängt nicht nur von Zahlen und Konzepten ab, sondern vor allem davon, dass Führungskräfte und Mitarbeitende den Mut und die Energie schöpfen, gemeinsam den Neuanfang zu gestalten. 

Dr. Purbs, A.