Transport- und Logistikbranche unter Druck: Schwache Margen erodieren weiter und marode Infrastruktur bremst Wachstum

  • Kosten- und Preisdruck führt zu Rückgang der ohnehin geringen Margen
  • Schlechte Infrastruktur und überbordende Bürokratie sind für Unternehmen die größten Hindernisse, insbesondere in Europa
  • Branche setzt auf Verbesserung der Kosten- und Gewinnstrukturen

Trotz eines geplanten leichten Anstiegs der Umsätze und Arbeitsplätze in diesem Jahr geraten die Margen in der Transport-, Reise- und Logistikbranche unter Druck. Die Führungskräfte rechnen mit einem Gewinnrückgang von rund drei Prozent. Als größte Wachstumsbremse sehen 94 Prozent die marode Infrastruktur sowie vorhandene Kapazitätsengpässe, vor allem bei Straßen bzw. Brücken und der Schieneninfrastruktur. Das zeigt die aktuelle Branchenstudie der Managementberatung Horváth.

Transport- und Logistikunternehmen sehen Wachstumspotenziale zwar primär in Märkten außerhalb Deutschlands. Dennoch: Statt neue Märkte zu erschließen, plant jedes zweite Unternehmen den Umsatz in bestehenden Märkten zu steigern. Im Fokus steht hier vor allem die Entwicklung des Serviceportfolios durch digitale Lösungen. „Viele Unternehmen verfolgen aktuell eine Strategie der Stabilisierung“, sagt Christian Schnöbel, Partner bei Horváth. „Sie wollen ihre Marktposition absichern und kein zusätzliches Risiko eingehen, indem sie in neue Märkte expandieren. Dies hängt auch direkt mit der hohen Volatilität im wirtschaftlichen und geopolitischen Umfeld zusammen. Die bestehende Unsicherheit ist Gift für Investitionen.“

Effizienz rückt in den Fokus der Unternehmen

Im Vergleich zum Vorjahr haben sich die strategischen Prioritäten der befragten CxOs deutlich verschoben: Die Verbesserung der Kosten- und Profitstrukturen steht für sie an erster Stelle. Im Vorjahr lag sie noch auf Rang drei. Die Cybersicherheit belegt angesichts zunehmender Vernetzung, geopolitischer Spannungen und steigender Anforderungen an die IT-Sicherheit wie schon 2024 Platz zwei. Die digitale Transformation verliert leicht an Bedeutung, bleibt aber ein zentraler Hebel, sowohl um die demografischen Herausforderungen zu bewältigen als auch um Prozesseffizienzen weiter zu steigern.

Ökologische Nachhaltigkeit verliert dagegen deutlich an Relevanz.Nur 65 Prozent der befragten Unternehmen planen, vor 2045 klimaneutral zu werden. Zwar bekennen sich 70 Prozent der Unternehmen formell zu Klimazielen, konkrete Pläne zur Umsetzung fehlen jedoch häufig. „Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Cybersicherheit bleiben wichtige Themen. Aber sie müssen einen direkten Bezug zur wirtschaftlichen Stabilität haben“, sagt Schnöbel von Horváth. „Für viele Unternehmen steht derzeit die Profitabilität im Mittelpunkt aller strategischen Entscheidungen.“

Schlechte Infrastruktur und viele Regularien bremsen die Entwicklung

Ob Straße, Schiene, Hafen oder Flughafen: 95 Prozent der befragten Führungskräfte sehen in der sowohl quantitativ als auch qualitativ unzureichenden Infrastruktur das größte Hemmnis für die künftige Entwicklung der Branche. Hinzu kommen zunehmende regulatorische Anforderungen. 82 Prozent der CxOs sagen, dass Bürokratie und politische Unsicherheit sie daran hindern, ihre Leistung nachhaltig zu steigern.

Auch die politisch geforderte Verlagerung des Verkehrs auf die Schiene wird von den Befragten skeptisch bewertet. Zwei Drittel der Befragten bezweifeln, dass dieses Vorhaben unter den aktuellen Rahmenbedingungen gelingen kann. „Die Investitionen in das Schienennetz sind ein guter Anfang, reichen aber bei Weitem nicht aus, um das System zukunftsfähig zu machen. Hier ist die Politik gefragt, die Herausforderungen sowohl finanziell als auch strukturell anzugehen. Andernfalls werden große Teile der bereitgestellten Investitionsmittel wirkungslos verpuffen.“, ordnet Horváth-Experte Schnöbel das Ergebnis ein.

US-Zölle zeigen Wirkung, geopolitische Spannungen bleiben wichtiges Thema

Im Vergleich zu anderen Branchen berichten Unternehmen im Transport- und Logistiksektor häufiger von negativen Auswirkungen durch US-Zölle – auch wenn diese überwiegend moderat bleiben. Besonders Logistikunternehmen bzw. Freight Forwarder spüren die Folgen indirekt, beispielsweise durch niedrigere Liefermengen.

KI-Potenziale bisher kaum erschlossen

Obwohl viele Unternehmen erste KI-Anwendungen implementiert haben, ist der Reifegrad in der Branche insgesamt gering. Insbesondere in der datengestützten Entscheidungsfindung bleibt das Potenzial noch weitgehend ungenutzt. Lediglich im Kundenservice haben 20 Prozent der Unternehmen KI-Tools vollständig integriert. Dennoch erwarten die Befragten für die kommenden drei Jahre einen zweistelligen Produktivitätsgewinn – vor allem im mittleren Management. „Die Erwartungen an KI sind hoch, doch der Weg aus der Pilotphase in den operativen Alltag ist länger als gedacht“, so Schnöbel. „Wer jetzt skaliert, kann sich entscheidende Effizienzvorteile sichern – und sich resilient im Hinblick auf den demographischen Wandel aufstellen.“

 

Über die Studie

Für die Horváth-Studie „Industry Insights – Transportation, Travel & Logistics“ wurde eine repräsentative Auswahl an Vorstands- und Geschäftsführungsmitgliedern aus 14 Ländern befragt, mehrheitlich aus dem DACH-Raum. Die Stichprobe umfasst 53 Befragte, mit denen persönliche Tiefeninterviews geführt wurden. Diese fanden im Rahmen der großangelegten internationalen Horváth-Studie „CxO Priorities Studie“ statt, für die insgesamt über 1.000 Topmanagerinnen und -manager branchenübergreifend befragt wurden.

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