Humanoide Roboter: Überlegener Roboter-Kollege zum Preis eines Mittelklasse-Fahrzeugs

  • Horváth-Studie zeigt: 2030 voraussichtlich eine Million humanoide Roboter im Arbeitseinsatz
  • Serienproduktion startet 2026, Amortisierung in unter zwei Jahren möglich – mit sinkenden Kosten und steigender Leistung deutlich früher
  • Trotz Vorteilen bei Effizienz und Qualität: Nur zwei von fünf CEOs wollen bis 2027 investieren

In fünf Jahren werden allein in China und den USA rund eine Million menschenähnliche Roboter arbeiten, so eine Hochrechnung aus der Horváth-Studie „Redefining Operations with Humanoid Robots“. Die Roboter der neuesten Generation sind so groß und schwer wie Menschen und können mehr als zehn Stundenkilometer schnell laufen, was einem durchschnittlichen Jogging-Tempo entspricht. Die Schöpfungen der Hersteller heißen Figure 01 bis 03, Digit oder Tesla Optimus. Sie werden vor allem in der Logistik und der Produktion zum Einsatz kommen, etwa in der Automobilindustrie. So arbeitet Figure 02 des kalifornischen Unternehmens Figure AI seit einem Jahr bei BMW im US-Werk Spartanburg.

Schon 2028 übernehmen Humanoide vollständige Arbeitsabläufe
„Bereits in drei Jahren wird es Humanoide geben, die anfangs nur Teilprozesse, daran anknüpfend dann jedoch auch mehrstufige Aufgaben in Logistik und Produktion übernehmen können. Dies ist die Entwicklung von Single-Purpose zu Multi-Purpose-Robots. Ab voraussichtlich 2035 sind Roboter als Allrounder in verschiedenen Bereichen einsetzbar. Hier sprechen wir von General-Purpose“, prophezeit Horváth-Partner Andreas Brauchle. Die Roboter werden mit ihren Fähigkeiten die Aufgaben in Produktion und Logistik weit effizienter erfüllen als jeder Mensch – und haben, abgesehen von wenigen Ladeunterbrechungen, den Vorteil, dass sie keinerlei Erholung oder Ruhezeiten benötigen.

Kennzahlen verdeutlichen, welche Veränderungen Roboter für die Arbeitswelt bedeuten. Etwa 55.000 US-Dollar wird ein Humanoid Ende des Jahrzehnts einem Szenario zufolge kosten – so viel wie ein Mittelklasse-Pkw. Nach Erfahrungen aus Pilotprojekten und nach konservativer Berechnung werden die Roboter 3,5-mal so effizient sein wie ihr natürliches Vorbild. Die Qualität der Arbeit wird sich nahezu verdoppeln. So rechnet sich die Anschaffung aktuell schon nach ca. 20 Monaten, wie die Experten von Horváth vorrechnen – allerdings exklusive der initialen Setup-Kosten.

Trotz Effizienzvorteil: Nur zwei von fünf Vorstandschefs wollen stark investieren
Wie die Horváth-Studie weiter zeigt, planen nur 39 Prozent der Vorstands- und Geschäftsführungsmitglieder von produzierenden Unternehmen, in den kommenden zwei Jahren signifikant in Entwicklung und Tests der neuen Robotergeneration zu investieren. Angesichts der überwindbaren Hürden und der hohen Effizienzgewinne ist das den Horváth-Experten zufolge ein zu geringer Wert. „Unternehmen sollten den Einsatz menschenähnlicher Roboter jetzt initiieren“, mahnt Brauchle. „Gerade die Autoindustrie hat in Hinblick auf den deutschen Produktionsstandort durch einen Vorsprung bei der Robotics-Implementierung die Chance, im internationalen Vergleich Wettbewerbsfähigkeit zurückzugewinnen.“ Der Einstieg gelingt dem Experten zufolge umso leichter, je standardisierter und wiederholbarer die Arbeitsabläufe sind. Nicht zu vernachlässigen sei dabei, dass Mitarbeiter für den Umgang mit den neuen Kollegen speziell geschult werden müssen. Diese massive Veränderung in Kultur und Organisation muss dem Experten zufolge schon heute eingeleitet werden.

Wachstumschancen in einer neuen Industrie
Die ersten Serienproduktionen für industriellen Piloteinsatz und frühe Anwendungen ist für 2026 zu erwarten. Die Mehrheit der Anbieter plant diesen Schritt in den nächsten zwei Jahren.

Die Aktivitäten in diesem Marktumfeld haben nochmals zugelegt: Die Anzahl der Anbieter steigt global kontinuierlich, die angekündigten Produkte und die Patentanmeldungen nicht zuletzt auch aus Deutschland steigen ebenfalls. Es beginnt sich ein neuer Markt zu formieren, der nicht nur für Anwender der Technologie, sondern Lieferanten und Service Provider Wachstumspotenzial verspricht. 

Ab 2035 Einsatz in der Pflege und im Haushalt
Die Roboter-Generation ab 2035 wird den Menschen dann im Alltag fast überall übertreffen. Hohe Batteriekapazitäten ermöglichen lange Arbeitszeiten. Zudem übernehmen die Roboter sowohl ihre Instandhaltung als auch das Laden weitgehend selbstständig. Auch bei Kommunikation und Interaktion werden sie den Kollegen aus Fleisch und Blut bald nicht mehr nachstehen. Taktiles Lernen mit den Fingerspitzen ermöglicht auch effektive und effiziente Einsätze im Haushalt sowie in der Alten- und Krankenpflege.

Über die Studie
Für die Studie „Redefining Operations with Humanoid Robots" hat die Managementberatung Horváth Interviews mit über 70 großen weltweit produzierenden Unternehmen ausgewertet, der Fokus lag auf dem deutschsprachigen Raum. Außerdem wurden gemeinsam mit dem Research-Unternehmen Nexery extern verfügbare Quellen von Herstellern und Fachpublikationen weltweit ausgewertet und um eigene Marktkenntnisse angereichert.