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Folge 36 : Strategisches Denken im Wandel – Warum Agilität die Köpfe frei macht
Strategische Planung war lange ein zentraler Stabilitätsanker für Unternehmen. Doch die Realität hat sich verändert: Märkte bewegen sich schneller, Unsicherheiten nehmen zu, und der klassische Strategiezyklus – Analyse, Plan, Umsetzung – funktioniert nur noch bedingt. Die zentrale Frage lautet heute nicht mehr „Was planen wir?“, sondern „Wie bleiben wir in Bewegung, ohne den Überblick zu verlieren?“
In Folge 36 sprechen Johanna Schruff-Netzhammer und Sibylle Mutschler darüber, wie Unternehmen Strategiearbeit grundlegend neu denken müssen, um in dieser Dynamik erfolgreich zu bleiben. Denn Agilität beginnt nicht erst bei der Umsetzung, sondern bereits bei der Entwicklung der Strategie selbst. Und genau hier setzen viele Unternehmen immer noch falsch an: Sie versuchen, in komplexen Umfeldern mit eher starren Modellen und linearen Plänen zu navigieren – und verlieren dadurch wertvolle Zeit, Ressourcen und Wirkungsgrad.
Die Episode zeigt, warum erfolgreiche Unternehmen heute bewusst auf Sicht steuern – und warum dieser Ansatz kein Kontrollverlust, sondern ein strukturiertes, hochprofessionelles Vorgehen ist. Im Mittelpunkt steht ein Dreiklang, der Strategiearbeit auf ein neues Level hebt:
1 Partizipative Strategieentwicklung: Wissen heben, Akzeptanz schaffen, blinde Flecken vermeiden
Statt Strategien im kleinen Kreis zu entwickeln, binden moderne Unternehmen bewusst große Teile der Organisation ein. Dadurch entsteht ein realistisches Bild der Ausgangslage und der Herausforderungen. Mitarbeitende steuern wertvolle Informationen bei („wisdom of the crowd“), hinterfragen Annahmen und schaffen eine breite Legitimation für die spätere Umsetzung. Dieser Schritt ist nicht „nice to have“, sondern zentraler Erfolgsfaktor – gerade in dynamischen Märkten, in denen die Führungsebene nicht alle Signale aus der Organisation wahrnehmen kann.
2 Agile Strategiestruktur: Hypothesen prüfen und Kurs korrigieren
Eine Strategie ist heute kein festes Zielbild mehr, sondern ein Hypothesenmodell, das regelmäßig überprüft und weiterentwickelt wird. Unternehmen, die erfolgreich bleiben wollen, formulieren Stoßrichtungen bewusst experimentell, testen Annahmen und passen ihre strategischen Prioritäten an, sobald sich die Realität verändert. Dieses Prinzip schafft Geschwindigkeit, schützt vor Fehlentscheidungen und ermöglicht es, Chancen schneller zu erkennen und zu nutzen.
3 Flexible Portfoliosteuerung: Umsetzung dynamisch, aber kontrolliert managen
Agile Strategiearbeit braucht klare Governance – sonst droht Chaos. Deshalb setzen erfolgreiche Unternehmen auf eine Portfoliosteuerung, die gleichzeitig flexibel und hochstrukturiert ist. Initiativen werden regelmäßig priorisiert, Ressourcen dynamisch verschoben und Effekte transparent gemacht. So entsteht ein System, das Anpassung ermöglicht, ohne den Überblick zu verlieren. Flexibilität wird zur kontrollierten Dynamik.
Die beiden Speakerinnen zeigen eindrücklich: Moderne Strategiearbeit bedeutet nicht weniger Planung, sondern anders planen – näher an der Realität, schneller in der Anpassung und breiter in der Einbindung. Unternehmen, die diesen Dreiklang beherrschen, vermeiden Papierstrategien und schaffen echte Wirksamkeit im Tagesgeschäft. Es geht um ein neues Verständnis von Führung, Entscheidungsfindung und Steuerung, das Orientierung schafft, auch wenn die Sicht begrenzt ist. Wer Strategie heute erfolgreich machen will, braucht keinen Autopiloten, sondern ein System, das bewusst auf Sicht steuert – strukturiert, lernfähig und handlungsstark.
Unsere Experten: :

Johanna Schruff-Netzhammer
Verantwortliche Strategie
Horváth Schweiz
Johanna Schruff-Netzhammer seit acht Jahren Teil von Horváth und verantwortet das Themenfeld Strategie in der Schweiz.
Als Senior Manager begleitet sie ihre Kunden bei strategischen Fragestellungen – von der Strategieentwicklung über die Erschließung neuer Geschäftsfelder bis hin zur operativen Umsetzung von strategischen Initiativen. Ihr Schwerpunkt liegt in der Entwicklung operationalisierbarer Strategien, dem Aufbau strategischer Partnerschaften und Ökosysteme sowie auf der Umsetzung digitaler, neuer Geschäftsmodelle.
Johanna hat einen Master in Business Innovation von der Universität St.Gallen (HSG) und verfügt über umfassende internationale Studienerfahrungen in der Schweiz, Südafrika und Taiwan.

Sibylle Mutschler
Sibylle Mutschler ist Strategin aus Leidenschaft und hat bereits in verschiedenen Strategien bedeutender Unternehmen ihren Footprint hinterlassen.
In ihrer letzten Station als Head of Corporate Development bei PostFinance hat sie die Strategie „Pulse“ in Zusammenarbeit mit Geschäftsleitung, Verwaltungsrat und vielen Mitarbeitenden entwickelt sowie eine agile Strategiesteuerung samt agilem Portfoliomanagement eingeführt. Zudem war sie für das Umsetzungscontrolling und den Review der Vorgängerstrategie „SpeedUp“ verantwortlich.
Davor war sie als Head of Digital4Clariant bei Clariant tätig, wo sie ein digitales Transformationsprogramm mit den Schwerpunkten Operational Excellence und Geschäftsmodellinnovation eingerichtet, interne Startups etabliert und daten- und KI-getriebene Geschäftsmodelle entwickelt hat.
Von Haus aus Juristin, war Sibylle lange Jahre in China und hat als LeanSigma Master Black Belt in Asien für eine Unternehmenstransformation eine Organisation für Kosteneinsparungen, Reduzierung des Umlaufvermögens und Prozessoptimierungen aufgebaut.
