Die vier Schritte eines wirkungsvollen Climate Transition Plans
Ein CTP ist mehr als ein Reporting-Dokument. Er ist ein integratives Steuerungsinstrument, das Unternehmensstrategie, Dekarbonisierung, Risikomanagement und Finanzplanung ganzheitlich miteinander verbindet. Bewährt hat sich hierzu ein Vorgehen in vier Schritten:
1. Fundament schaffen: CTP-Basics
Der erste Schritt bildet die analytische Grundlage:
-
Klimarisikoanalyse: Sowohl physische (z. B. Extremwetter, Hitze, Überflutung) als auch transitorische Risiken (z. B. Gesetzesänderungen, Marktverlagerungen) werden systematisch analysiert.
-
Klimastrategie, Klimaziele und Gap-to-Target: Die unternehmerische Klimastrategie wird definiert und ambitionierte Reduktionsziele festgelegt – z. B. auf Basis der SBTi. Darauf aufbauend wird die Lücke („Gap“) zwischen dem prognostizierten Emissionsverlauf und dem angestrebten Zielpfad (z. B. 1,5 °C-kompatibel) identifiziert – als Basis für konkrete Maßnahmen.
2. Maßnahmen konkretisieren: Structured Action Plan
Der zweite Schritt übersetzt Ziele in operative Aktivitäten:
-
Maßnahmenentwicklung für Scope 1-3: Dekarbonisierungsmaßnahmen werden entlang der gesamten Wertschöpfungskette identifiziert – z.B. in den Bereichen erneuerbare Energie, Energieeffizienz, für Scope 1+2 sowie für Scope 3 beim Materialeinsatz oder Produktdesign. Darüber hinaus sind auch sogenannte „Enabling“-Maßnahmen relevant, etwa die Verbesserung von Datenmanagement und Steuerungsprozessen oder gezieltes Engagement mit Lieferanten und Kunden. Diese unterstützenden Hebel sind ebenso systematisch zu dokumentieren und in die Maßnahmenplanung aufzunehmen.
-
Szenario-Entwicklung & Roadmap: Auf Grundlage bewerteter Maßnahmen werden verschiedene Dekarbonisierungspfade modelliert. Daraus entsteht eine abgestimmte Roadmap mit klar definierten Maßnahmen, Verantwortlichkeiten und Zeitachsen – angepasst an Zielniveau, Geschäftsbereiche, Emissionsquellen und Standorte.
-
Finanzielle Verankerung: Die Maßnahmen fließen in Planungsprozesse und Budgets ein, um Finanzierung, Ressourcenallokation und Steuerbarkeit bis mindestens zum Zieljahr, z.B. near-term 2030 sicherzustellen (siehe dazu auch Schritt 4.)
3. Transparenz schaffen: Reporting Readiness
Ein CTP muss sowohl regulatorisch konform als auch Stakeholder-orientiert kommuniziert werden:
-
CSRD & ESRS E1: Unternehmen müssen konkrete Dekarbonisierungsziele, Maßnahmen, Investitionspläne, Meilensteine und Verantwortlichkeiten offenlegen.
4. Wirkung entfalten: Steuerung und Integration
Ein Climate Transition Plan entfaltet seine Wirkung nur, wenn er tief in die Organisation eingebettet ist:
-
Verankerung in Steuerungssystemen: THG-Ziele werden Bestandteil der finanziellen Planung, des Performance Managements und der individuellen MbO-Zielvereinbarungen. Dafür sind spezifische KPIs notwendig, um die unterschiedlichen Emissionskategorien entsprechend in den dazugehörigen verantwortlichen Abteilungen/Bereichen zu verankern.
-
Interner CO₂-Preis: Ein teilweise fiktiver, aber strategisch definierter CO₂-Preis ermöglicht fundierte Investitionsentscheidungen und macht Umweltkosten sichtbar (z.B. In Investitionsentscheidungen, im Einkauf, etc.). Unternehmen sollten hier mittelfristig zu einer „Total Cost of Ownership inkl. CO2-Kosten“ kommen.
-
Governance, Rollen & Know-how: Klare Entscheidungsstrukturen, definierte Verantwortlichkeiten sowie etablierte Gremien wie ESG-Komitees sichern die Umsetzung des CTP. Ergänzend braucht es ausreichend Kapazitäten und gezielte Kompetenzen im Bereich Klimamanagement – sowohl strategisch als auch operativ, um die Umsetzung wirksam zu gestalten.
-
Stakeholder-Einbindung: Mitarbeitende, Kunden, Investoren und Öffentlichkeit werden gezielt adressiert, um Akzeptanz und Engagement zu fördern.
Fazit: Vom Plan zur Transformation
Ein Climate Transition Plan ist kein reines bürokratisches Erfordernis – er ist ein zentrales Steuerungsinstrument für die Dekarbonisierung und nachhaltige Transformation eines Unternehmens. Gerade in Zeiten knapper Budgets und steigendem Druck auf Investitionen muss Klimaschutz realistisch, integriert und wirtschaftlich tragfähig gestaltet werden. Ein wirksam gesteuerter Climate Transition Plan braucht eine valide Datenbasis, klare Verantwortlichkeiten und eine enge Verzahnung mit der Unternehmensstrategie. Entscheidend sind realistische Maßnahmen, flexible Strukturen sowie eine zielgerichtete Kommunikation, um interne und externe Stakeholder aktiv einzubinden.
Jedes Unternehmen hat einen individuellen Startpunkt. Doch nur wer einen konsistenten, belastbaren und operativ verankerten CTP entwickelt, wird seine Emissionsziele langfristig und glaubwürdig erreichen – und sich gleichzeitig Wettbewerbsvorteile in einem zunehmend klimaorientierten Markt sichern.