- Fast doppelt so viele Bundesministerinnen und -minister mit Praxisbezug
- Anteil weiblicher Regierungsmitglieder um rund zwölf Prozentpunkte gesunken
- Mehr Jura- und Geisteswissenschaften-Hintergründe bei Kabinettsmitgliedern
Mehr Berufserfahrung in der Privatwirtschaft, dafür ein geringerer Frauenanteil: Das sind zentrale Unterschiede zwischen der aktuellen schwarz-roten Bundesregierung und der zuvor regierenden Ampel-Koalition. So liegt der Anteil der Bundesministerinnen und -minister, die bereits in der Privatwirtschaft gearbeitet haben, unter Kanzler Friedrich Merz bei 79,2 Prozent. Unter Olaf Scholz waren es hingegen nur 45,8 Prozent. Umgekehrt ist es bei der Geschlechterverteilung: Während 46,6 Prozent der Bundesminister und Staatssekretäre der Ampel-Regierung weiblich waren, sank ihr Anteil mit dem Regierungswechsel auf nur 34,9 Prozent. Dies sind Ergebnisse der Studie „Top-Verwaltung im Fokus 2025“ der Managementberatung Horváth.
Im Gegensatz zur Frauenquote hat mit dem Regierungswechsel die praktische Erfahrung in der Privatwirtschaft deutlich zugenommen. Ihr Anteil unter den Ministern und Staatssekretären stieg gegenüber der Ampel-Regierung von 45,5 Prozent auf 59,3 Prozent. Auf Ministerebene hat sich dieser Wert sogar fast verdoppelt.
„Wir sehen in der aktuellen Zusammensetzung der Ministerien deutlich mehr Wirtschafts- und Fachkompetenz, mehr Perspektivwechsel aus Politik und Wirtschaft, mehr Geisteswissenschaften-Hintergründe“, sagt Simon Arne Manner, Partner und Public-Experte bei der Managementberatung Horváth.
Stärker vertreten sind im Kabinett Merz auch Personen, die Rechtswissenschaften beziehungsweise eine Fachrichtung aus dem Bereich Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik (MINT) studiert haben. So stieg der Anteil bei Jura von 28,1 Prozent auf 41,9 Prozent und bei den MINT-Fächern von 4,9 Prozent auf 5,8 Prozent.
„Angesichts von Digitalisierung, Technologiewettbewerb und Klimakrise ist der leicht gestiegene Anteil an MINT-Abschlüssen in der Bundesregierung erfreulich, aber definitiv noch ausbaufähig“, sagt Manner.
Zurückgegangen ist hingegen der Anteil der Wirtschafts- und Politikwissenschaftler. Letztere hatten unter Olaf Scholz noch 30,5 Prozent der Spitzenpositionen inne, unter Merz sind es nur noch 19,8 Prozent. Der Anteil von Personen mit einem Abschluss in Wirtschaftswissenschaften sank von 20,7 auf 14,0 Prozent.
Ostdeutsche weiterhin unterrepräsentiert
Lediglich 7,0 Prozent der Bundesminister und Staatssekretäre im Kabinett Merz kommen aus Ostdeutschland (Ampel: acht Prozent). Damit sind Ostdeutsche – gemessen an ihrem Anteil von 14,9 Prozent an der Gesamtbevölkerung – in der Bundesregierung weiterhin deutlich unterrepräsentiert. Mit 88,4 Prozent kommt der Großteil des schwarz-roten Spitzenpersonals hingegen aus dem Westen (Ampel: 84,1 Prozent). Mit 2,3 Prozent ist der Anteil ostdeutscher Frauen in der schwarz-roten Bundesregierung besonders gering. Das ist ein leichter Rückgang im Vergleich zur Ampel mit 5,7 Prozent. Auch der Anteil westdeutscher Frauen sank von 36,4 Prozent unter Scholz auf 30,2 Prozent unter Merz.
Bayern deutlich stärker vertreten
Bei der regionalen Verteilung der Posten bleibt Nordrhein-Westfalen weiterhin an der Spitze. 24,4 Prozent der schwarz-roten Bundesregierung stammen aus dem Bundesland, bei der Ampel-Regierung waren es noch 25 Prozent. Deutlich zugenommen hat hingegen der Anteil der bayerischen Spitzenpolitiker. Dieser stieg von 6,8 Prozent auf 17,4 Prozent.
Studienorte breit gefächert
Eine Konstante zwischen der neuen und der alten Bundesregierung ist die breite Verteilung der Studienorte. Im Kabinett Scholz belegten die Universitäten Potsdam und Bonn sowie die Freie Universität Berlin mit jeweils fünf Absolventen noch gemeinsam den Spitzenplatz. Mit acht Alumni hat die Universität Bonn unter Merz nun den stärksten Anteil, gefolgt von der Universität Osnabrück und der Ludwig-Maximilians-Universität München mit jeweils fünf. Dennoch ist diese Konzentration bei aktuell 86 Spitzenpositionen noch weit von Ländern wie Frankreich oder Großbritannien entfernt, in denen das politische Spitzenpersonal in der Regel an wenigen Eliteuniversitäten studiert hat.
Über die Studie
Für die Horváth-Studie „Top-Verwaltung im Fokus 2025“ wurden im Juli 2025 die Lebensläufe von 86 Bundesministern und Staatssekretären der 17 Bundesministerien in Deutschland im Vergleich zur Vorgängerregierung analysiert.