- Fokus auf Optimierung von Kosten- und Ertragsstrukturen
- Globaler Beschäftigungsanstieg um drei Prozent bis Jahresende erwartet
Die Bauindustrie blickt optimistisch in die nahe Zukunft. Führende Branchenvertreter erwarten bis zum Jahresende ein Umsatzwachstum von sechs Prozent sowie einen Anstieg der EBIT-Marge auf neun Prozent. Wie im Vorjahr hat die Optimierung von Kosten- und Ertragsstrukturen weiterhin oberste Priorität. Leicht an Bedeutung gewonnen haben zudem Digitalisierungsprogramme, die vom dritten auf den zweiten Platz der Prioritätenliste kletterten. Grund dafür ist ihre Schlüsselrolle bei der Optimierung von Kostenstrukturen und der Effizienzsteigerung. Das sind Ergebnisse der Studie „Branchentrends Baugewerbe“ der Managementberatung Horváth.
Auf Platz drei der Managementprioritäten stehen Innovation sowie Forschung und Entwicklung als Schlüssel für Zukunftstechnologien wie modulares Bauen, KI-gestützte Planung, automatisierte Baustellen oder neue Materialien. Diese ermöglichen es den Bauunternehmen, ihre Produktivität zu steigern und sich somit Wettbewerbsvorteile zu verschaffen. Einen geringeren Stellenwert als im Vorjahr hat dagegen die ökologische Nachhaltigkeit. Durch den stärkeren Fokus auf ökonomische Faktoren sank ihre Bedeutung vom vierten auf den neunten Platz.
Der positive Branchentrend führt zu einem Beschäftigungsanstieg. Weltweit rechnen die Top-Manager für das Jahr 2025 mit einer Steigerung um drei Prozent. In den nächsten fünf Jahren fällt das geplante Wachstum mit 94 Prozent in Indien am stärksten aus, gefolgt von Afrika mit 69 Prozent und Osteuropa mit 67 Prozent. Die höheren Durchschnittslöhne in West- und Südeuropa führen dagegen nur zu einem Wachstum von zehn Prozent. Im internationalen Vergleich ist dies der niedrigste Wert.
„Indien, Afrika und Osteuropa rücken in den Fokus, da sie über junge Fachkräfte mit starker Expertise im Bereich digitaler Services verfügen“, sagt Sebastian Wichert, Principal bei Horváth. „Dynamisch wachsende Bausektoren und attraktive staatliche Anreize verstärken die Standortvorteile. Unternehmen setzen gezielt auf diese Regionen, um Risiken zu reduzieren und ihre Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.“
Zinsschwankungen und Fachkräftemangel setzen Baubranche unter Druck
Die größte Herausforderung für das laufende Jahr sind aus Sicht der Bauindustrie Zinsschwankungen. 49 Prozent der Befragten sehen darin einen starken Einfluss auf das Geschäft, gefolgt vom Fachkräftemangel mit 38 Prozent und der Inflation mit 37 Prozent.
„Die Bauindustrie ist in besonderem Maße kreditabhängig – steigende Zinssätze bremsen daher Investitionen in Wohnungsbau und Infrastruktur unmittelbar“, sagt Branchenexperte Wichert. „Zusätzlich verstärkt der Fachkräftemangel den Druck: Da die Automatisierung im Bausektor nur langsam voranschreitet, bleibt die Verfügbarkeit von Handwerkern, Monteuren und Bauleitern vor Ort entscheidend für den Projekterfolg.“
Im Gegensatz zu anderen Branchen ist die Bauindustrie von den neuen US-Zöllen auf EU-Waren weniger stark betroffen. 34 Prozent der Befragten halten die Auswirkungen für eher stark oder sehr stark. Branchenübergreifend sind es 46 Prozent, im verarbeitenden Gewerbe sogar 51 Prozent. Gründe dafür sind die geringe Exportorientierung in der Bauindustrie und ihr Fokus auf lokale Lieferketten.
Bauindustrie setzt sich ehrgeizige Klimaziele
Auch wenn die Bedeutung von ökologischer Nachhaltigkeit gegenüber dem Vorjahr nachgelassen hat, spielt dieses Thema weiterhin eine wichtige Rolle: 85 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass der Stellenwert von Nachhaltigkeitsanforderungen für Bauprojekte zunimmt. Entsprechend ambitioniert sind auch die Klimaziele der Bauindustrie. So streben 52 Prozent der Unternehmen bis Ende der 2030er Jahre Klimaneutralität an, 16 Prozent davon sogar bis Ende der 2020er Jahre. 76 Prozent möchten bis spätestens 2044 klimaneutral wirtschaften und liegen damit im Zeitplan der Bundesregierung. Der Rest strebt einen späteren Zeitpunkt an.
KI-Einsatz befindet sich meist im Anfangsstadium
Obwohl Innovation eine hohe Priorität hat, steht die Bauindustrie beim Einsatz von künstlicher Intelligenz noch eher am Anfang. Die meisten Initiativen befinden sich derzeit in einer Pilotphase. Je nach Geschäftsbereich geben 34 bis 44 Prozent der Unternehmen dies an. Lediglich ein bis vier Prozent haben die Integration bereits vollständig abgeschlossen. Besonders groß ist der Nachholbedarf im Bereich Performance Management. 36 Prozent der Unternehmen haben hier noch nicht mit der Nutzung von KI begonnen.
Dabei versprechen sie sich in den nächsten drei Jahren große Produktivitätssprünge durch KI. Den stärksten Nutzen erwarten sie im Bereich IT und Digitalisierung mit einer Steigerung um 14 Prozent. Es folgen die Bereiche Vertrieb und Marketing sowie Finanzen und Controlling mit jeweils elf Prozent.
Über die Studie
Für die Branchenanalyse „CxO Studie 2025 – Industry Insights Building & Construction“ hat Horváth mehr als 80 Vorstands- und Geschäftsführungsmitglieder aus der Baubranche in persönlichen Tiefeninterviews befragt. Die Erhebung ist Teil der internationalen Horváth-Studie „CxO Priorities“, an der insgesamt über 1.000 Top-Führungskräfte aus verschiedenen Branchen weltweit teilgenommen haben.
