Studie: Banken und Finanzdienstleister erwarten moderates Umsatzwachstum von vier Prozent

  • Prognose für operative Ertragskraft 2025 steigt auf 13 Prozent
  • KI bleibt strategisch wichtig, doch stockt die Umsetzung
  • Kundenbindung als Wachstumstreiber wichtiger als Produktinnovationen

Finanzinstitute stehen vor einer doppelten Herausforderung: Sie müssen die digitale Transformation vorantreiben und zugleich den wachsenden Margendruck meistern. Angesichts der vorangegangenen Wachstumsjahre rücken nun Effizienz und Stabilität wieder in den Fokus. Das zeigt die aktuelle Studie „Banken und Finanzdienstleister 2025“ der Managementberatung Horváth, für die rund 130 Vorstands- und Geschäftsführungsmitglieder der Branche befragt wurden. Trotz eines verhaltenen Umsatzwachstums von vier Prozent erwarten die Institute eine deutliche Steigerung ihrer operativen Ertragskraft auf durchschnittlich 13 Prozent. Um dies zu erzielen, setzen die Institute auf Kostendisziplin, schlanke Strukturen und den Einsatz neuer Technologien. Auch in der Personalstrategie gilt: stabilisieren und Schlüsselkompetenzen sichern – die Zeiten des pauschalen Aufbaus sind vorbei.

Nach Jahren hoher Zinserträge treten Banken beim Risiko wieder auf die Bremse. Zwar bleiben Einlagen nach wie vor ein zentraler Bestandteil des Geschäftsmodells, doch viele Institute halten sich mit offensiven Einlagenstrategien zurück. Sie setzen hingegen auf Sicherheit: Für 2025 planen die Banken, ihre Risikovorsorge um acht Prozent zu erhöhen. Im Vorjahr lag der Anstieg noch bei 6,4 Prozent. „Die Märkte bleiben fragil. Banken reagieren mit Vorsicht und bauen ihre Risikopuffer konsequent aus“, erläutert Frank Schindera, Partner bei Horváth und Mitautor der Studie. Diese Zurückhaltung wird zusätzlich durch eine sinkende Investitionsbereitschaft der Kunden und anhaltende geopolitische Spannungen verstärkt.

Fachkräftemangel und Personal: Fokus auf kritische Funktionen

Mit Blick auf die Personalkosten planen die Institute ein moderates Plus von drei Prozent. Dennoch soll die Cost-Income-Ratio im Mittel um einen Prozentpunkt sinken. Dies deutet darauf hin, dass sich strukturelle Effizienzmaßnahmen, etwa durch digitale Optimierungen, voraussichtlich auszahlen werden, und dass das Umsatzwachstum die Kostensteigerungen ausgleichen wird. Hinzu kommt, dass Neueinstellungen in der Finanzbranche eher die Ausnahme sein werden. Die Banken setzen vor allem darauf, zentrale Kompetenzen intern zu halten. Besonders in den Bereichen IT, Compliance und Beratung bleibt qualifiziertes Personal knapp. Als Antwort auf den demografischen Wandel wollen viele Häuser Automatisierungen und digitale Prozesse ausbauen und optimieren: 70 Prozent der Befragten halten diese Maßnahmen für alternativlos, um schrumpfende Belegschaften auszugleichen.

Kundenmanagement schlägt innovative Produkte

Auch die Kundenzentrierung gilt als Erfolgsfaktor: Mehr als zwei Drittel der Institute sind davon überzeugt, dass sie ihre Marktrelevanz nur mit einer klaren und überzeugenden Kundenzentrierung verteidigen und dauerhaft erfolgreich sein können. So steht auch die Durchdringung der bestehenden Märkte und Kunden im Vordergrund beim Ausbau der Erträge. Das Kerngeschäft bleibt im Fokus. „Wer datenbasiert, persönlich und mit echter Relevanz agiert, schafft einen Wettbewerbsvorteil, den Neobanken nur schwer kopieren können“, sagt Horváth-Experte Schindera. Das Kundenmanagement wird damit zur entscheidenden Stellschraube im Wettbewerb um Vertrauen und Ertrag.

Künstliche Intelligenz: Operativer Durchbruch lässt auf sich warten

Trotz hoher Erwartungen ist KI im Bankalltag noch selten operativ verankert: 91 Prozent der Befragten geben an, dass KI in ihrer Organisation den Business Case bislang noch nicht gerechtfertigt hat. Besonders deutlich wird das im Bereich datenbasierter Entscheidungen auf Managementebene: Die Hälfte der Banken hat hier noch nicht einmal damit begonnen, KI einzusetzen. Die größten Produktivitätspotenziale sehen die Institute derzeit in IT und Digitalisierung sowie Operations.

„Banken haben das Potenzial von KI erkannt, aber der Weg aus der Pilotphase in den umfassenden, produktiven Einsatz ist länger als gedacht“, so Schindera. „Wer jetzt gezielt skaliert, statt weiter zu experimentieren, verschafft sich einen Vorsprung.“

Nachhaltigkeit nachrangig

In der strategischen Agenda vieler Banken hat das Thema ökologische Nachhaltigkeit an Bedeutung verloren. Zwei Drittel der Institute planen, ihr Net-Zero-Ziel erst zwischen 2035 und 2039 zu erreichen. Zwar haben sich 79 Prozent bereits formell zu einem Klimaziel bekannt, doch konkrete Umsetzungspläne fehlen jedoch noch häufig. „Trotz gegenläufiger Trends in der Industrie, im Sinne von abgeschwächter Nachhaltigkeitspflichten, bleibt Net-Zero für Banken ein strategischer Vorteil bei der Gewinnung von Investoren und Kapitalzugang. Gerade auf Scope 3 Ebene, also den von den Instituten finanzierten Emissionen, ist noch viel zu tun.“

 

Über die Studie

Für die Horváth-Studie „Banken und Finanzdienstleister 2025“ wurde eine repräsentative Auswahl an Vorstands- und Geschäftsführungsmitgliedern aus Kreditinstituten und weiteren Finanzdienstleistern befragt. Die Stichprobe umfasst mehr als 130 Befragte, mit denen persönliche Tiefeninterviews geführt wurden. Diese fanden im Rahmen der großangelegten internationalen Horváth-Studie „CxO Priorities Studie“ statt, für die insgesamt über 1.000 Topmanagerinnen und -manager branchenübergreifend befragt wurden.

 

 

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