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Den Nebel lichten: Mit Szenarioplanung mehr Klarheit für die Supply Chain

Szenarioplanung zielt darauf ab, alternative Realitäten möglichst genau abzubilden. So ist die Planung resilienter gegenüber Unsicherheiten und dynamischen Veränderungen aufgestellt. Im Unterschied zu einer klassischen Prognose, die meist nur ein erwartetes Zukunftsbild abbildet, arbeitet die Szenarioplanung mit mehreren alternativen Zukunftsszenarien – etwa einem Best Case, Worst Case und einem Most Likely Case.

Im Kontext des Sales & Operations Planning (S&OP) schafft die Szenarioplanung eine fundierte Grundlage für operative und taktische Entscheidungen. Sie macht Unsicherheiten (z.B. Veränderungen im Markt, Nachfrageschwankungen, Handelskonflikte) sichtbar und stellt alternative Handlungsoptionen bereit. 

Der Unsicherheit aktiv begegnen

Die Integration von Szenarioplanung in den S&OP-Prozess bietet entscheidende Vorteile. Sie stärkt die Resilienz gegenüber Unsicherheiten und ermöglicht ein frühzeitiges Erkennen von Risiken und Chancen. Statt sich auf eine einzige Prognose zu verlassen, erhalten Entscheidungsträger eine fundierte Übersicht über mehrere mögliche Zukunftsversionen. Dies verbessert die Qualität der taktischen Planung und hilft, Ressourcen effizienter einzusetzen – etwa durch flexible Produktions-, Beschaffungs- und Absatzstrategien. Unternehmen, die Szenarien aktiv berücksichtigen, können schneller auf Marktschwankungen reagieren, Engpässe vermeiden und sich so Wettbewerbsvorteile sichern. Darüber hinaus fördert die Szenarioplanung ein proaktives Risikomanagement: Statt von Ereignissen überrascht zu werden, liegen Handlungspläne für verschiedene Entwicklungen bereits in der Schublade. Im Ergebnis erhöht die Szenarioplanung die Planungssicherheit. 

Von der Eingangsgröße zur Entscheidungshilfe

Für eine erfolgreiche Szenarioplanung im S&OP-Prozess sind vielfältige Eingangsgrößen notwendig. Dazu gehören unter anderem historische Daten zu Absatz, Produktion und Lagerbeständen, Markt- und Branchentrends, Lieferanten- und Logistikdaten sowie externe Einflussfaktoren wie Konjunkturentwicklungen, politische Rahmenbedingungen oder technologische Innovationen. Auch Annahmen über mögliche Störungen – beispielsweise Naturkatastrophen oder geopolitische Krisen – können in ein Szenariendesign einfließen.  

Der Output der Szenarioplanung besteht in klar definierten, durchgerechneten Zukunftsbildern (Szenarien) inklusive ihrer Auswirkungen auf zentrale KPIs wie Umsatz, Lieferfähigkeit, Lagerbestand oder Kosten. Diese Szenarien bilden eine fundierte Grundlage für Management-Entscheidungen und Notfallpläne. Zudem können daraus konkrete Handlungsempfehlungen und Maßnahmenpakete abgeleitet werden, um schnell und effektiv auf verschiedene Zukunftsentwicklungen reagieren zu können. 

Szenarioplanung im S&OP verankern

Wer bisher noch keine Szenarioplanung im eigenen S&OP-Prozess nutzt, kann schrittweise starten. Zunächst sollte ein interdisziplinäres Team (z.B. S&OP-Team) gebildet werden, das relevante Einflussfaktoren identifiziert und erste Basis-Szenarien entwirft. Eine enge Verzahnung mit den bestehenden Planungsprozessen ist entscheidend. Die Szenarien sollten auf den gleichen Datengrundlagen beruhen wie Demand Planning, Supply Planning und Finanzplanung.  

Wichtig ist es, die Szenarien regelmäßig zu aktualisieren und im S&OP Meeting einzubinden, sodass sie tatsächlich Entscheidungsgrundlage werden. 

Dombrowski, J. / Klinglmayr, G.