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Moderne Kapitalanlagesteuerung bei Versicherungen

Eine moderne, digitalisierte Kapitalanlagesteuerung setzt auf zielgerichtete, konsistente Entscheidungen unter Verwendung innovativer Tools, um den aktuellen Herausforderungen am Kapitalmarkt zu begegnen und die Effizienzpotenziale der Digitalisierung zu nutzen.

Das Marktumfeld von Versicherungen hat sich in den letzten Jahren massiv gewandelt und ist geprägt von einer lang anhaltenden Niedrigzinsphase mit aktuell Negativzinsen auf langlaufende, als sicher angesehene Staatsanleihen. In der Folge sinkt die laufende Verzinsung von Lebensversicherern kontinuierlich. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die Niedrigzinsen noch vor geopolitischen Spannungen als größte Herausforderung für die Kapitalanlage angesehen werden. Die Corona-Krise hat diesen Ergebnisdruck weiter erhöht und insbesondere bei Lebensversicherungen die Solvabilitätsquoten im Branchendurchschnitt verringert.

Vor diesem Hintergrund weichen Versicherungen immer mehr von der traditionell konservativen Kapitalanlage mit großen Beständen in Staatsanleihen ab und investieren verstärkt in Assetklassen, welche Renditepotenziale bieten und zur Portfoliodiversifikation beitragen. Gleichzeitig wird im Asset Liability Management nach Lösungen gesucht, wie sich (Lebens-)Versicherungen langfristig sicher aufstellen können – mit entsprechenden Impulsen nicht nur, aber auch für die Kapitalanlage.

Parallel verändert auch das Thema Nachhaltigkeit die Kapitalanlage von Versicherungen. Neben Rendite, Sicherheit und Liquidität bildet es die vierte Säule der Portfolioqualität und ist daher in die Steuerung zu integrieren. Weitere Impulse ergeben sich aus der Digitalisierung, welche zusätzliche Tools für das Research bereitstellt, Automatisierungspotenziale aufzeigt und damit insgesamt eine effizientere Steuerung ermöglicht.

Leitfragen für die Weiterentwicklung der Kapitalanlagesteuerung

Mit Blick auf diese Herausforderungen und Impulse ergeben sich fünf Leitfragen für die Weiterentwicklung der Kapitalanlagesteuerung:

1. Welche Elemente sind in eine zukunftsgerechte Kapitalanlagestrategie aufzunehmen?
2. Wie kann die Steuerung effizienter, transparenter und konsistent gestaltet werden?
3. Wie kann Nachhaltigkeit in der Steuerung integriert werden?
4. Welche Anforderungen bestehen an digitale Prozesse und eine moderne Governance?
5. Welche Daten- und IT-Architektur unterstützt eine digitale Steuerung am besten?

Mit diesen Leitfragen lässt sich der Weg hin zu einer modernen, digitalisierten Kapitalanlagesteuerung beschreiten. Typischerweise werden von unseren Kunden dabei die im Folgenden aufgeführten Themen adressiert.

Zukunftsgerechte Kapitalanlagestrategie

Zum Heben von Renditepotenzialen werden neue Assetklassen gezielt anhand ihres Profils ausgewählt und schrittweise gemäß der festgelegten Investmentstrategie ins Anlageportfolio aufgenommen. Beispiele hierfür sind (verstärkte) Investitionen in Private Equity, Infrastruktur, Immobilien und Private Debt. Ausgehend von der unternehmensweiten Nachhaltigkeitsstrategie werden zudem die Kapitalanlagestrategie erweitert und weitere KPIs definiert.

Effiziente, transparente und konsistente Steuerung

Die neuen Assetklassen sind in die Ertrags-, Risiko- und Liquiditätssteuerung zu integrieren, was spezifische Kenntnisse der jeweiligen Assetklasse voraussetzt. Bei verstärkten Investitionen in bestehende Assetklassen sind vorhandene Prozesse, Strukturen und Steuerungsmethoden, zum Beispiel im (Kredit-)Risikomanagement, auf Angemessenheit zu prüfen.

Mit der strategische Asset Allocation (SAA) wird eine klare Positionierung im erwarteten wirtschaftlichen Umfeld definiert. Hierbei fließen zentral festgelegte Parameter sowie Impulse aus dem Asset Liability Management ein. Für die kurzfristige Positionierung wird teilweise zudem die taktische Asset Allocation optimiert.

Die SAA wird in eine integrierte Planungslösung überführt, welche alle steuerungsrelevanten Perspektiven berücksichtigt (statutarisch, ökonomisch, regulatorisch, Liquidität). Die ermittelten Top-KPIs werden zusammen mit der SAA und ggf. weiteren taktischen Bandbreiten in die Mandatierung des eigenen Front Offices, konzerninterner oder externer Asset Manager aufgenommen.

Diese Planungslösung steht im Zusammenhang mit dem Capital Management Framework, welches als Bindeglied zwischen Risikostrategie und Kapitalanlage die Ergebnis- und Risikosteuerung vereint. Durch die Risikokapitalallokation anhand risikoadjustierter Performancekennzahlen werden zentrale Vorgaben für die Kapitalanlage gesetzt.

Die systematische Sammlung und Auswertung von steuerungsrelevanten Informationen mit Hilfe von Business Intelligence entlastet das Front und Middle Office. Die adressatengerechte Aufbereitung dieser Informationen erfolgt über ein qualitativ hochwertiges Management Reporting.

Integration von Nachhaltigkeit

Aus Sicht der Kapitalanlagesteuerung ist Nachhaltigkeit ein Teil der Portfolioqualität und daher ausgehend von der ergänzten Kapitalanlagestrategie ganzheitlich in alle relevanten Steuerungsprozesse und -modelle übernommen. Im Front Office dienen ESG-Kriterien als hilfreiches Signal für Fonds- und Einzeltitelselektionen.

Moderne Governance und Prozesse

Die Kapitalanlagesteuerung der Zukunft wird durch eine rollenbasierte Organisation im CFO-Ressort bzw. im Assetmanagement gestützt, welche auf Effizienz, Digitalisierung und Business Support ausgerichtet ist. Zudem können repetitive, transaktionale Tätigkeiten mit Prozessautomatisierung beschleunigt werden.

Dies zeigt auch, dass gerade im Bereich der Front Offices verschiedene Ansätze bestehen, die eigene hohe Professionalisierung über Insourcing als zusätzliche Ertragsquelle zu nutzen oder mittels Outsourcing von dieser zu profitieren. Zudem bestehen gerade im Management liquider Assets Automatisierungspotenziale, die den Fokus auf das aktive Management illiquider Assets und ein KI-gestütztes Research ermöglichen.

Zukunftsfähige Daten- und IT-Architektur

Digitale Plattformen integrieren interne und externe Daten (u.a. auch ESG-bezogene Daten) und bilden die Basis für Data Analytics, um Trends zu identifizieren und Entwicklungen am Kapitalmarkt zu antizipieren. Für die Kapitalanlagesteuerung werden gezielt Softwarelösungen und Datenanbieter ausgewählt.

Moderne, digitalisierte Kapitalanlagesteuerung

Die Adressierung der genannten Themen führt zu einer modernen, digitalisierten Kapitalanlagesteuerung. Dadurch werden zum einen die Schnelligkeit in der Kapitalanlagesteuerung erhöht und die Konsistenz der generierten Entscheidungsgrundlagen verbessert. Zum anderen fördert die Integration von relevanten Steuerungsperspektiven und die Operationalisierung der Kapitalanlagestrategie die Stringenz in der Steuerung. Eine moderne Governance, automatisierte Prozesse sowie eine zukunftsfähige Daten- und IT-Architektur unterstützen die Kapitalanlagesteuerung in optimaler Weise. Mit diesen Weiterentwicklungen können neue Ertragspotenziale besser aufgezeigt werden, die den eingangs erwähnten Ergebnisdruck lindern können.

Haben wir Ihr Interesse geweckt?

Gerne treten wir in einen fachlichen Austausch mit Ihnen und prüfen gemeinsam Möglichkeiten für die Weiterentwicklung Ihrer Kapitalanlagesteuerung. Wir entwerfen zusammen ein konkretes Zielbild und setzen dieses mit Ihnen um. Sprechen Sie uns gerne an!

Hertting, M. R. / Wiegard, M. / Dr. Mägebier, A.