Omni-Channel-Management

Customer Journey
ohne Hindernisse

Viele Wege führen bekanntlich nach Rom. Und auch zum Kunden. Die Customer Journey ist heute ein komplexer Vorgang; zahlreiche Touchpoints begleiten den digital vernetzten Käufer bei seiner Entscheidungsfindung. Damit alle Kanäle im Zuge einer integrierten Gesamtkommunikation optimal genutzt werden, bedarf es einer ganzheitlichen Koordination – oder kurz gesagt: Omni-Channel-Management. Ziel ist es, dass der Kunde den Wechsel zwischen einzelnen Kanälen gar nicht mehr wahrnimmt.

Die Customer Journey gilt heute als DER Ausgangspunkt für alle Fragestellungen rund um die Digitalisierung der Kundeninteraktion. In diesem Zusammenhang gilt Omni-Channel-Management als State of the Art. Doch was versteht man eigentlich unter diesem Begriff? Wo liegt der Unterschied zum Multi Channeling oder Cross Channeling?

Dass Produkte heute über diverse Kanäle präsentiert und vertrieben werden, ist – salopp gesprochen – ein alter Hut. Multi-Channel-Strategien sind seit Langem in der deutschen Unternehmenslandschaft etabliert und beim Kunden gelernt. Multi Channel bezeichnet den parallelen Vertrieb über mehrere Kanäle, wobei diese weitgehend autark arbeiten. Eine Interaktion zwischen den Kanälen findet meist nicht statt; der Kunde hat in diesem Modell keine Möglichkeit, den Prozess von der Informations- bis zur Kaufphase kanalübergreifend durchzuführen. Er bleibt somit in der Regel an den von Beginn an eingeschlagenen Weg gebunden. Beim Multi-Channel-Management ergibt sich durch die Summierung der einzelnen Bestandteile so gerade kein Mehrwert für den Anbieter von Produkten oder Dienstleistungen.

IDENTISCHE INFORMATIONEN ÜBER ALLE KANÄLE HINWEG

Eine bedeutende Weiterentwicklung gegenüber dem Multi- Channel-Management stellt das Cross-Channel-Management dar. Auch beim Cross Channel bedient das Unternehmen in der Regel parallel mehrere Vertriebskanäle. Der entscheidende Unterschied zu Multi-Channel-Ansätzen liegt darin, dass der Kunde die Informations- und Vertriebskanäle während seiner Customer Journey wechseln kann. Denn er erhält bei Cross-Channel-Strategien auf unterschiedlichen Kanälen stets gleichlautende Informationen zu den Produkten, sei es über die Webseite, über Prospekte und Kataloge oder über den Verkäufer im Ladengeschäft. Während des Kaufprozesses kann der Käufer dabei problemlos zwischen den verschiedenen Informations- und Kommunikationspfaden wechseln.

Ein Beispiel veranschaulicht das: Die Anzeige in einer Zeitschrift weckt das Interesse des Kunden an einem Produkt. Er geht daraufhin ins Internet, um sich online über das Objekt seiner Wahl zu informieren und es mit anderen Produkten zu vergleichen. Als lokal verbundener Mensch sucht er schließlich vor Ort den Händler seines Vertrauens auf und kauft dort. Für den Anbieter liegt die Herausforderung beim Cross-Channel-Management darin, konsistente Daten zu den Produkten über alle Kanäle hinweg bereitzustellen. Eine zentral gesteuerte Koordination dieser Daten ist dafür unerlässlich. Technisch und organisatorisch sind die Vertriebskanäle aber oftmals weiterhin getrennt.

NAHTLOSE ÜBERGÄNGE ZWISCHEN DEN KANÄLEN

Omni-Channel-Management stellt die weitere, derzeit ausgereifteste Entwicklungsstufe in dieser Reihe von Vertriebsstrategien dar. Die optimale Nutzung aller Vertriebskanäle ist der Kern von Omni-Channel-Management. Ebenso wie beim Cross-Channel-Management finden die Kommunikation und der Verkaufsprozess kanalübergreifend statt. Das gesamte Datenmanagement zu den Produkten bzw. Dienstleistungen und zum Kunden wird über ein zentrales System gesteuert. Somit hat der Käufer Zugriff auf sämtliche Produktinformationen – unabhängig davon, auf welchem Kanal er sich gerade befindet. Daher spricht man auch von No-Line Commerce oder Seamless Commerce. Der Kunde kann „nahtlos“ von einem Kanal in einen anderen wechseln, ohne Trennlinien zu überschreiten. Da auch die Daten zum Kunden synchronisiert werden, ist in der Regel ein persönlicher Account notwendig.

No-Line Commerce ist sicherlich das Ziel des Vertriebs-Channeling: Online- und Offlinekanäle verbinden sich zu einem durchgängigen, grenzenlosen Einkaufserlebnis für den Kunden. Informationsstand und Kaufprozesse sind auf allen Kanälen in Echtzeit synchronisiert, der Käufer empfindet das Shopping als einen einzigen Prozess, der unabhängig von der verwendeten Plattform stattfindet. Ausgefeilte CRM-Systeme, die im Hintergrund laufen, ermöglichen es, Daten zu synchronisieren, Informationen zu verdichten und daraus Erkenntnisse zur Optimierung des Vertriebsprozesses zu gewinnen.

Smart und Mobile Devices spielen hierbei eine entscheidende Rolle. So kann ein Kunde beispielsweise einen Artikel über seinen Laptop in den Warenkorb des Onlineshops legen; gleichzeitig wird dieser Vorgang in seiner Shopping-App auf dem Smartphone registriert. Den Kauf kann er dann ebenso mit Tablet, Desktop-Rechner oder Smartphone abschließen. Eine Analyse der individuellen Customer Journey kann dabei helfen, die Kaufprozesse des Kunden für die Zukunft zu antizipieren.

VERSCHMELZEN VON MARKETING UND VERTRIEB

Omni-Channel-Management erfordert in der Praxis nicht nur ein Aufbrechen von hergebrachten Vertriebs- und Provisionsstrukturen, sondern auch ein Verschmelzen von Marketing und Vertrieb. Die Customer Convenience steht dabei stets im Vordergrund. Das Ziel ist, alle Informationen über Produkte und Dienstleistungen sowie den Kunden und sein Verhalten in jedem möglichen Vertriebsweg zur richtigen Zeit vorzuhalten.

Über alle Industrien hinweg sollten sich Unternehmen der Erkenntnis öffnen, dass der Kunde sich in der Wahl seiner Wege zum Produkt nur begrenzt steuern lässt. Wachstum ist künftig nachhaltig nur dann zu erreichen, wenn alle Vertriebswege gleichermaßen einfach und transparent gestaltet sind und über identische Informationen verfügen. Omni-Channel-Management setzt eine tiefgehende Analyse und Bewertung der Customer Journeys der Kunden voraus, um dann eine sequenzierte Gleichschaltung der Vertriebskanäle – bis hin zur einheitlichen Incentivierung der Sales Teams – zu erreichen.

Omni-Channel-Management braucht die fundierte Analyse und Bewertung der Customer Journeys. Identische Informationen sind über alle Vertriebswege hinweg sicherzustellen.

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