Horváth-Studie: Festgefahren – Personalstrukturen hinken dem Wandel der Arbeitswelt in Mehrheit der Unternehmen hinterher

  • HR-Verantwortlichkeiten und Strukturen erfüllen nach Ansicht von Topführungskräften weder aktuelle noch künftige Anforderungen
  • Drei Viertel der Vorstandsmitglieder sprechen sich für neue Vergütungssysteme aus

Die Arbeitswelt hat sich rasant verändert. Der Fachkräftemangel hat sich nicht nur verschärft, Personal ist allgemein zur händeringend benötigten Ressource geworden. Die Auswirkungen sind in allen Unternehmensbereichen zu spüren. Welchen Effekt hat diese Entwicklung auf die Personalstrukturen in den Unternehmen? Den Ergebnissen einer aktuellen Horváth-Studie zufolge steht der große Umbruch in den meisten Firmen erst noch bevor – wenn er denn überhaupt eingeleitet wird.

„Nahezu alle Führungskräfte sind sich einig, vom Vorstand bis zur Teamleitung, branchen- und regionenübergreifend, dass von der Grundverantwortlichkeit über die Hierarchie bis zum Vergütungssystem tiefgreifende Anpassungen im Personalmanagement erfolgen müssten, um aktuellen Erfordernissen und künftigen Herausforderungen Rechnung tragen zu können. Das zeigt unsere aktuelle Studie ganz deutlich“, sagt Roxana Boramir, Partnerin und HR-Expertin bei Horváth.

Drei von vier Vorstandsmitgliedern hinterfragen Vergütungsmodell

Fast drei Viertel aller von der Managementberatung befragten Vorstandsmitglieder äußern in der Horváth-Studie selbstkritisch, dass das bestehende Vergütungssystem ihres Unternehmens aktuellen Anforderungen nicht mehr richtig gerecht wird (73 Prozent). Im deutschen Sprachraum ist der (selbst konstatierte) Handlungsbedarf noch etwas größer als in den USA, wo bereits innovativere und flexiblere Modelle angewendet werden. Eine eindeutige Mehrheit sieht zudem Überarbeitungsbedarf im Hierarchiegefüge beziehungsweise Führungssystem (60 Prozent). Weitgehender Konsens besteht zudem darüber, dass die Verantwortlichkeit für das Personalmanagement insgesamt oft nicht optimal verortet ist. Sieben von zehn befragten Entscheider:innern geben dies in der Studie in Bezug auf ihr Unternehmen an. Unter HR-Führungskräften ist dieser Anteil ebenso hoch wie im Durchschnitt. Doch wenn die gesamte Führungsriege großen Anpassungsbedarf sieht – warum arbeiten nicht einmal 40 Prozent der Unternehmen an organisatorischen Lösungen, wie die Horváth-Studie weiter zeigt?

Unternehmen scheuen die Dezentralisierung

„Personal hat sich zu einer organisationsübergreifenden Herausforderung entwickelt, die Megatrends wie Digitalisierung oder Nachhaltigkeit in nichts nachsteht“, so Horváth-Expertin Boramir. „Das Paradoxe ist: Sie muss ganzheitlich strategisch angegangen und gleichzeitig dezentral umgesetzt werden. Mit der Dezentralisierung tut man sich gerade im hierarchisch geprägten deutschen Sprachraum sehr schwer, da bedarf es Überzeugungsarbeit, um die notwendige Akzeptanz zu gewinnen.“ Laut der Expertin hat sich der Handlungsbedarf in den vergangenen Jahren auch einfach massiv angestaut. „Zu Corona-Zeiten gab es ausreichend Personal, da wurde sich auf die Digitalisierung fokussiert. Es folgten ESG-Pflichten – und jetzt kommt das große Erwachen. So richtig möchte niemand den Anfang machen und die Organisation einmal auf links drehen, denn es gibt leider kein Patentrezept dafür.“

Über die Studie

Für die vorliegende Analyse befragte die Managementberatung Horváth branchen- und länderübergreifend 175 Topführungskräfte aus Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mehrheitlich mindestens 500 Millionen Euro. 140 Befragte stammen aus der DACH-Region, die übrigen Führungskräfte aus wirtschaftlichen Ballungsregionen der USA. Die vorliegende Analyse wurde Ende 2023 erstellt, auf Basis der Ergebnisse der Befragung, die Ende des 3. Quartals 2023 abgeschlossen wurde.

 

Kontakt

Deutschland
ÖffnenSchließen
Österreich
ÖffnenSchließen
Schweiz
ÖffnenSchließen